- Man hält sich Schafe, um Wolle zu gewinnen. Oder man besucht einen Schäfer und fragt, ob er Rohwolle zu verschenken / verkaufen hat und deckt sich damit ein.
- Man spinnt die gereinigte Wolle mit einer Handspindel zu Garn.
- Mit dem Garn wird der Stoff am Gewichtswebrahmen von Hand gewebt.
- Der gewebte Stoff wird zu einem Gewand verarbeitet.
- Fertigen Stoff, Schnittmuster und Nähzubehör () kaufen.
- Schnittmuster ausschneiden und auf den Stoff legen, nachmalen, ausschneiden.
- Stoffteile kendeln, dann zusammen nähen.
Wir beginnen aber mit Schritt 1 - Alles fängt mit der Wolle an. Ohne Wolle kann man nichts spinnen …
01. Wo bekommt man Wolle her ?
a) Rohware
Rohware gibt es käuflich bei einigen Mittelalterständen zu erwerben. Hierbei kann der Preis gehörig schwanken. Vergleichen und auch Preisverhandlungen sind hier also angesagt. Oder wie wäre es mit Tauschgeschäften ? Hier kann man das frühmittelalterliche Leben bewusst selbst einemal (er-)leben.
Eine Alternative ist es, einen Schäfer zu fragen. Schäfer haben oft einen Wollüberschuß und sind froh, wenn Interessenten kommen. Diese Wolle kommt dann aber zumeist direkt vom Scharf, ist also völlig unbehandelt !
b) Wollgarne
Wollgarne gibt es in mehr oder weniger guter Qualität in jedem Handarbeitsladen, Kaufhäusern oder gutsortierten Supermärkten.
Tipp:
Lasst Euch einen kleinen Strang von der Wolle geben. Diesen Strang nehmt ihr zwischen beide Haende und reißt ihn kräftig auseinander. Wenn er nicht reisst, ist alles in Ordnung, reisst er, vergeßt diese Wolle.
03. Behandlung von Wolle
« Die Wolle kann ganz normal in der Badewanne eingeweicht werden. Vorher sollte man aber die ganz dreckigen Stücke raussortiert haben.
Man kann auch ein ganz mildes Shampoo zusetzen, damit nicht zu viel Lanolin ausgewaschen wird. Nicht zuviel Wasser nehmen, gerade so, daß das Vlies bedeckt ist.
Jetzt kommts: es STINKT !!! (klar, alle Schafknöddel wird man aus dem Vlies nicht vorher rausklauben können) Die Badewanne wird mit einer BRAUNEN EKLIGEN BRÜHE gefüllt sein !!! Unbedingt ein Flusensieb für den Abfluß bereit halten und immer die FENSTER OFFEN LASSEN !!!
Die Wolle nur leicht drücken und nur LAUWARMES Wassser nehmen. Mehrfach ausspülen (Wasser ablassen, mehrfach frisches Wasser nachlaufen lassen).
Die braune Farbe kommt vom Wollfett (Lanolin) und läßt sich gut wieder vom Badewannenrand abwaschen. Zum Trocknen das Vlies am besten auf ein Handtuch und dann auf einen Wäscheständer legen. So kommt von allen Seiten Luft dran. Die Trockenzeit ist recht lange, da Wolle ja bekanntermaßen viel Wasser aufnehmen kann. Ich lasse das Vlies immer auf dem Balkon trocknen.
Nach dem Trocknen kann dann ganz normal weiterverarbeitet werden.»
Quelle:
Posting von Madara, Taverne Mittelalternetzwerk (Forum nicht mehr existent)
03. Ein Wort zum Thema „Wollallergie“:
Wer eine Wollallergie hat, muß diese meiden. Da gibt’s auch keine Grundsatzdiskussion. Gesundheit geht vor. Als Alternative kann man auf Leinengarne ausweichen.
Naturfarbenes Leinengarn gibt es zum Beispiel für Häkelnadel der Stärke 1,5-2. Man muß das Garn natürlich noch selbst färben, dann ist das durchaus auch glaubwürdig. Nachteile gibt es allerdings auch:
- Leinengarnstärke 1,5 bis 2 ist sehr dünn. Man muß sich gut überlegen, was man daraus machen möchte. Wer damit ein Stück Stoff am Webrahmen weben möchte, sollte einige Jahre einplanen. Hingegen macht es Spass, wenn man hiermit Borden (Brettchenweben, Kammweb-Borde) herstellt oder mit dem Garn etwas bestickt.
- Leingarne sind leider nicht mehr gerade preisgünstig.
- Leider muß man bedenken, dass sich Leinen damals nur sehr wohlhabende Leute leisten konnten. Dies bedeutet, dass man mehr Geld in seine Darstellung investieren muß.
© Nicole Müller